Nachgedanken zur #dgsa2018

Ich bin auf dem Heimweg von Hamburg und muss seit gestern und während ich jetzt im Zug sitze immer wieder an zwei Momente der #dgsa2018 denken.
Der erste: Ein junger Lehrender, ungefähr in meinem Alter, bisschen älter vielleicht, spricht mich an, er hat ein Gespräch mitgehört in dem ich was zum Thema Berufsverband gesagt habe und fragt mich ob ich da aktiv sei. Ich erzähle ihm von Junger DBSH Bayern und was da grad so läuft, und er zeigt Interesse, auch an Kontakten in seinem Bundesland. Während ich sie ihm raussuche, sagt er er habe es nie so ganz für sich nachvollziehen können warum er im Berufsverband aktiv sein sollte.
Ich verspüre einen kleinen Stich. Was sage ich ihm jetzt? Gebe ich ihm die Messestand-Erklärung mit Gewerkschaft und Schlüsselversicherung, Bündelung fachlicher Expertise und co. oder versuche ich ihn auf der emotionalen Ebene zu packen, erzähle ihm von Erlebnissen und Gemeinschaft und Menschen?
„Naja – lehrst du die Berufsethik?“, höre ich mich fragen. (Was mach ich da?) Er bejaht. (Vielleicht über die Mitte dazwischen?)
Ich wieder: „Die ist ja auch nicht vom Himmel gefallen – die haben Kolleg_innen gemeinsam entwickelt und dann verabschiedet. So ein Kollege könntest du ja auch sein. So ein Verband lebt ja von der Mitarbeit seiner Mitglieder – du kannst ihn selber mit anderen Kolleg_innen gestalten.“.
Der Lehrende sagt, er wird sich jetzt erstmal mit den JDBSHler_innen in seinem Bundesland vernetzen.
Der zweite Moment: Bei der Podiumsdiskussion am Ende der Tagung sagt Prof. Dr. Sturzenhecker, der auch die End-Keynote gehalten hat: „Wir erzeugen an Hochschulen gar keine Community, wir verarbeiten nur Studierende. Wenn wir uns mehr gegenüber treten würden, könnten wir auch unser Zusammenleben gemeinsam gestalten.“. Es klingt bedauernd.
Wieder einer dieser Momente, an denen ich sehr glücklich bin, an einer Hochschule studiert zu haben, der das wichtig ist – dass sich ihre Studierenden kennen, dass es eine aktive Studierendenschaft und gemeinsame Aktivitäten auf dem Campus gibt, seien es nun StuVe und Keller oder Handlungslehre und Einführungstage. In den letzten Jahren habe ich leider gelernt, dass das nicht flächendeckend so ist.
Zu Prof. Sturzenheckers Aussage passt ja leider auch der geringe Organisationsgrad unter Sozialarbeiter_innen, wie wenige sich in Gewerkschaften bzw. in Verbänden wiederfinden.
Spannend in der Hinsicht zu sehen, dass sich in der Forschung der Sektion Politik der Sozialen Arbeit der DGSA („Einstellungen Studierender zu Politik und zeigt:
Sozialarbeiter_innen fühlen sich in erster Linie ihren Klient_innen und erst in zweiter Linie ihrer Profession verpflichtet. Aber liegt das nicht auch auch daran, dass Profession viel zu oft als etwas diffuses, mit und in dem man halt zu tun hat dargestellt wird und weniger als Community, zu der man gehört und die man mitgestalten kann? Dazu passt vielleicht auch, dass laut dieser Studie Sozialarbeitende ihre politische Selbstwirksamkeit eher gering einschätzen – nämlich auf einer Skala von 1 bis 10 irgendwo zwischen 2 und 5.
Und vielleicht ist die Frage nach dem Verpflichtetsein der Profession gegenüber die falsche. Profession verpflichtet mich ja nicht nur zum Handeln, sie verbindet mich auch, mit meinen Kolleg_innen, meinen Dozierenden, meiner Hochschule und so weiter. (Auch einer der Gründe, aus denen über mich das Gerücht geht, ich würde an der KSH wohnen…).
Und das klingt auch schon wieder so hochtrabend. Man kann das schon abstrakt erklären, aber jede_r hat ja eigene Gründe dabei zu sein – erleben und teilhaben ist halt immer was anderes. Kann man das Gefühl eines guten Abends im Keller adäquat erklären? Die Kennenlernphase neuer Freunde? Das Gefühl, wenn man gemeinsam etwas geschaffen hat und daran gemeinsam weiter arbeitet?
Witzig eigentlich: Sozialarbeiter_innen sind doch – neben vielen, vielen anderen Themen – gut darin, diese Dynamiken zu erkennen und zu beschreiben und sie Zielgruppen erleben zu lassen. Jugendverbände funktionieren zum Beispiel so, da habe ich sowas zum ersten Mal erlebt. Warum versagen sich so viele Kolleg_innen dieses Erlebnis und diesen Rückhalt?
Diese Community kann man erleben. Ich habe sie erlebt, und es ist mir ein Anliegen, dass Kommiliton_innen und Kolleg_innen das auch bzw. weiter können. Und deswegen bin ich im Junger DBSH. (Und lebe auf meinem Campus/Habe kein Zuhause/“Arbeite“ an der KSH #legendenbildung.)
#professionverbindet #dgsa2018

 

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